Myogenese  

Im Rahmen der Untersuchungen zum pränatalen Wachstum beim Rind konnten wir die einzelnen Stadien der Entwicklung der Muskulatur vor der Geburt mikroskopisch untersuchen.


Man braucht schon "goldene Hände" um die einzelnen Muskeln beim Fetus zu entnehmen. Die hier im Bild gezeigte Entnahme des M. semitendinosus aus der Keule vom 6 Monate alten Rinderfetus ist da noch am Einfachsten.


Bereits in einem 2 Monate alten Fetus können wir erkennen, wie sich die Myotuben aus den Myoblasten bilden. Die dunklen Zellkerne lagern sich in der Mitte der Myotuben ab.


Im selben Alter ein Querschnitt.  Hämalaun-Eosin-Färbung


In der Muskulatur eines 3 Monate alten Rinderfetus ist Bindegewebe (blau) bereits als Bündelstruktur  organisiert. In den Bündeln sind primäre Muskelfasern mit zentralem Kern erkennbar. Anilinblue-Orange G-Färbung Hier finden Sie die Arbeitsvorschrift...


Mit 6 Monaten erkennt man große braune Primärfasern und um sie herum kleinere sekundäre Muskelfasern. Anilinblue-Orange G


Das Muskelgewebe des neugeborenen Kalbes erlaubt ihm, unmittelbar nach der Geburt der Herde zu folgen.


Bis zum Alter von 18 Monaten (Schlachtalter) vergrößern sich, die bei der Geburt bereits vorhandenen Muskelfasern kontinuierlich. Das Verhältnis von oxidativen (weiß) zu glykolytischen (blau) Muskelfasern verändert sich zu Gunsten der glykolytischen Fasern.


Die Veränderung des Fasertypenverhältnisses während des postnatalen Wachstums wurde zeitgleich bei vier verschiedenen Rinderrassen untersucht. Eine wesentliche Zunahme der glykolytischen Fasern (Typ IIB) gab es nur bis zum Alter von 2 Monaten und zwar zu Ungunsten der Typ IIA-Fasern. Danach verändert sich das Fasertypenverhältnis nicht mehr (Journal Animal Science, 2000).

Regeneration von Muskelfasern


Ein Sonderfall der Myogenese, der Entstehung von Muskelfasern, ist die Regeneration nach Verletzungen. Das Bild zeigt rechts intakte Muskelfasern und links, getrennt durch Bindegewebe, zerstörte Muskelfasern (kaum Diaphoraseaktivität), die durch Phagozyten abgebaut werden. Die Verletzung (Biopsie) war vor 3 Tagen.


Immerhin dauert es 50 Tage, um diese Bilder aufnehmen zu können. Der Biopsiekanal ist eine bindegewebige Narbe (in der Mitte des Bildes) und es sind kleine, dunkle Faserquerschnitte links und rechts davon zu erkennen. Die neugebildeten Muskelfasern haben eine hohe Diaphoraseaktivität.


Die intakten Muskelfaserbündel haben sich quasi mit neuen Fasern komplettiert.


Die Regeneration wird durch sogenannte Satellitenzellen gewährleistet, die bereits in der Myogenese am Rande der Muskelfasern zusammen mit den Zellkernen angelegt werden. Im Eosinschnitt kann man beide nicht voneinander unterscheiden.
Die Untersuchungen zur Regeneration wurden leider nicht weitergeführt, da histologisch-histochemische Methoden vom Wissenschaftlichen Beirat des Institutes Mitte der 90er Jahre als zu alt und unmodern abqualifiziert wurden.